Warum Geiz bei der Anschaffung eines Australian Shepherd nicht "geil" ist !
Ein Thema, welches sicherlich auch Rasse übergreifend von enormer Wichtigkeit ist und mit welchem ich, als Züchter, leider regelmäßig konfrontiert werde.
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■Seit einigen Jahren haftet dem Australian Shepherd, nachfolgend kurz Aussie genannt, der Ruf des "Modehundes"an, was einer Rasse niemals gut bekommt.
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■Die Popularität dieser wunderbaren Rasse ist ungebrochen und wir erleben eine regelrechte "Welpenschwemme" .
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■Betrachtet man die gängigen Anzeigenportale, fällt die Vielzahl der Inserate sofort auf.
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■Hunderte Bilder von niedlichen Aussie Welpen ziehen den Betrachter sofort in ihren Bann.
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■Zeitgleich fallen die Preisunterschiede der verschiedenen "Angebote" auf, welche ich im Folgenden etwas näher erläutern möchte:
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■Grundsätzlich werden Australian Shepherd Welpen von seriösen Züchtern "mit Papieren" angeboten. Das heißt, die Welpen bekommen eine Ahnentafel, aus welcher 3-5 Generationen ihrer Vorfahren hervorgehen.
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■Die zweite Kategorie der Offerten, sind die deutlich günstigeren Welpen. Oft tragen diese Inserate irreführende Überschriften, welche sich für einen Laien jedoch durchaus attraktiv darstellen. Welpen, die optisch wirken, wie ein Aussie, werden mit dem Zusatz "Reinrassige Australian Shepherds ohne Papiere" beworben.
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■Oft sind die Verfasser der Annoncen nicht einmal in der Lage, die entsprechenden Farbbezeichnungen korrekt zu formulieren und ganz kreative Köpfe erfinden "Trendfarben", die in der Realität tatsächlich nicht existieren ! Käufer dieser Kategorie werden von dem attraktiven Preis angelockt und argumentieren damit, dass Papiere nicht benötigt werden.
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■Die Wichtigkeit und Bedeutung einer Ahnentafel !
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■Ein reinrassiger Aussie bekommt eine Ahnentafel (Pedigree) von dem Verband, welchem der Züchter angehört. Als seriöse Verbände sind hier ausschliesslich der ASCA (Australian Shepherd Club of America) oder der CASD, welcher dem VDH angehört, zu nennen.
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■Zeitweise tummeln sich weitere Vereine auf dem Markt, welche dem Zweck dienen, Aussies (und andere Rassen) mit Papieren anbieten zu können. Diese Vereine sind für den Australian Shepherd nicht relevant und der Wert dieser "Ahnentafeln" ist geringer, als das Papier, auf dem sie gedruckt wurden !
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■Somit ist die Reinrassigkeit eines Australian Shepherd Welpen nur gewährleistet, wenn der Hund seine Papiere vom ASCA oder CASD bekommt !
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■Ich will Mischlinge auf gar keinen Fall schlecht machen. Jeder Hund ist liebenswert und hat ein lebenswertes Leben verdient ! Nur gehe ich davon aus, dass es Gründe gibt, wenn sich jemand gezielt für die Rasse Australian Shepherd interessiert ! Aussies sind eine wundervolle Rasse aber die gesuchten Attribute sind nur dann gewährleistet, wenn es sich um einen "echten" Australian Shepherd aus einer kompetenten und seriösen Zucht handelt !
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■Nicht alles, was nach Aussie aussieht, ist ein Australian Shepherd !
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■In dem Pedigree eines Aussies sind alle Vorfahren lückenlos aufgeführt und ebenso die anerkannten Titel, welche die Hunde erreicht haben.
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■Gute und langjährige Züchter erhalten damit eine unverzichtbare Hilfestellung bei der Planung ihrer Würfe !
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■Züchter mit fundiertem Wissen haben die Pedigrees ihrer Hunde sehr lange studiert und tauschen sich, im Idealfall, mit anderen Züchtern aus. Kompetente und ehrliche Züchter wissen, welche Risiken in den Pedigrees ihrer Hunde stecken und suchen gezielt nach Deckpartnern, welche diese Risiken ausgleichen !
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■Es gibt eine Reihe von Erbkrankheiten, die jedes Pedigree birgt und welche ein Züchter kennen muss !
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■Nur so (!) ist die Planung einer Anpaarung, mit dem Ziel, Risiken gering zu halten, überhaupt möglich.
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■"Australian Shepherds" zu verpaaren, ohne eine genaue Kenntnis der Blutlinien, gleicht einem Lotteriespiel.
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■Das Gleiche gilt, im Übrigen, für den Charakter !
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■Durch die negative Entwicklung in den letzten Jahren hat das Image des Australian Shepherd leider sehr gelitten. Fast jeder kennt einen "durchgeknallten", bunten Hund.
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■Wir hören von unseren Welpeninteressenten immer wieder, dass sie Sorge tragen, dem Hund später nicht gerecht zu werden oder aber, dass sie von vielen Menschen vor der Rasse gewarnt wurden.
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■Auf meine Frage , wieviele "echte" Aussies sie denn schon erlebt haben, folgt meistens betretenes Schweigen.
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■Ein Züchter, der die Rasse liebt und ein fundiertes Wissen besitzt, legt größtmöglichen Wert auf den Charakter seiner Zuchthunde ! Doch für eine vernünftige Wurfplanung muss er weit über den Tellerrand hinaus schauen !
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■Es gibt Blutlinien, welche unerwünschte Verhaltensweisen mit sich bringen (Aggression, Ängstlichkeit, niedrige Reizschwelle u.v.m). Oft haben diese ihren Ursprung in den Großeltern oder Ur-Großeltern der Zuchthunde.
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■Nur durch eine genaue Kenntnis der Linien vermag ein Züchter eine Prognose über den zukünftigen Charakter der geplanten Welpen zu stellen !
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■Derzeit häufen sich wieder die traurigen Inserate für "Abgabehunde". Hunde, die ihren Menschen überfordern, Hunde die ohne Wissen, Verstand und auch ohne ein Gewissen des Züchters auf die Welt gekommen sind ! Hunde, die unschuldig sind, die aber später die Schuld ihrer "Produzenten" ausbaden müssen !
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■Selbstverständlich können gewisse Dinge auch bei sorgfältigster Planung nicht ausgeschlossen werden und ein Züchter ist auch nur ein Mensch. Die Natur spielt zuweilen nach ihren eigenen Regeln und es existieren Erbkrankheiten, deren Erbgang bisher, trotz aller Bemühungen, nicht erforscht ist.
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■Dennoch ist die Chance auf einen gesunden, charakterlich einwandfreien, Australian Shepherd höher, wenn ein Wurf sorgfältig geplant wird und die Welpen vernünftig aufgezogen und sozialisiert werden !
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■Ferner werden die Zuchthunde eines seriösen Züchters vor ihrem Einsatz in der Zucht umfassend untersucht (HD Röntgen, Augenuntersuchung, DNA Analyse, Tests auf HSF4 und den MDR1 Defekt) und die Welpen werden nicht nur entwurmt, geimpft und gechipt abgegeben, sondern werden in der 7. Woche einer Augenuntersuchung bei einem Opthalmologen (Tierarzt mit Zusatzausbildung Augenheilkunde) unterzogen.
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■Kauft man einen Australian Shepherd ohne Papiere, erhält man ein Überraschungs-Ei in bunter, ansprechender Verpackung !
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■Im besten Fall geht alles gut.
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■Im schlimmsten Fall zahlt man in der Zukunft eine Menge Lehrgeld bei Tierärzten, Hundetrainern, Verhaltensforschern, Hundepsychologen etc.
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■Am Ende sind, wie immer, die Hunde die Leidtragenden und dieses Leid kann vermieden werden, wenn man bei der Suche nach seinem neuen Familienmitglied etwas höhere Anschaffungskosten und eventuell auch eine längere Anfahrt in Kauf nimmt...
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■07.12.2014 Copyright : Christina Köhler, Rockstar Aussies
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